In der Evangelischen Christuskirche Olfen haben sich über die Jahre viele geweihte Osterkerzen angesammelt. Pastor Thorsten Melchert suchte nach einer Lösung, um die wertvollen Kerzen nicht zu verschwenden und kam auf eine besondere Idee: Aus den übrig gebliebenen Osterkerzen sollen neue Trauerkerzen für Angehörige von Verstorbenen entstehen. Eine nachhaltige und bedeutungsvolle Methode, den Kerzen ein zweites Leben zu schenken. In Zusammenarbeit mit einer Kerzenmanufaktur in Lüdinghausen wurde dieser Plan in die Tat umgesetzt.
Eine lebendige Gemeinde mit Geschichte
Die Evangelische Christuskirche Olfen ist eine feste Größe in der Region und zählt mit ihren rund 6.500 Mitgliedern zu den großen Gemeinden der Umgebung. Seit über 70 Jahren prägt sie das religiöse und soziale Leben in Olfen. Mit einer Vielzahl von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern, die regelmäßig Gottesdienste und Veranstaltungen organisieren, bleibt die Gemeinde auch heute ein lebendiger Ort der Begegnung und Gemeinschaft.
Vom Waldferiendorf zur Kerzenmanufaktur
Ich selbst lebe im Waldferiendorf Eversum in Olfen und betreibe in meiner Manufaktur in Lüdinghausen ein kleines Atelier, in dem ich handgegossene und verzierte Kerzen für verschiedene Anlässe herstelle. Dabei erstreckt sich meine Arbeit von Tauf- über Hochzeitskerzen bis hin zu Trauerkerzen. Als Pastor Melchert auf mich zukam, war dies der Beginn einer ganz besonderen Zusammenarbeit, die sich um die vielen übrig gebliebenen Osterkerzen der Gemeinde drehen sollte.
Der Ursprung der Osterkerzen
Osterkerzen, wie sie in der Christuskirche verwendet werden, haben beeindruckende Maße: Mit 600 mm Höhe und 80 mm Durchmesser können sie etwa 250 Stunden brennen. „Aber in den meisten Fällen brennen die Kerzen während des Jahres höchstens 50 Stunden“, erzählte mir Pastor Melchert. Jedes Jahr kam eine neue Kerze dazu, während die alten Kerzen aufbewahrt wurden – zu schade, um sie wegzuwerfen, aber zu groß und teilweise beschädigt, um sie zu verschenken. Doch wohin mit den geweihten Kerzen?
Ein zweites Leben für die Kerzen
Pastor Melchert hatte eine nachhaltige Idee: Die großen Osterkerzenreste sollten eingeschmolzen und zu neuen Trauerkerzen verarbeitet werden. Diese Trauerkerzen wollte er dann an die Angehörigen von verstorbenen Gemeindemitgliedern weitergeben. „Es ist ein Zeichen des Trostes und der Verbundenheit“, sagte Melchert. Der Ansatz hatte nicht nur eine ökologische Komponente – es ging auch darum, die symbolische Bedeutung der Osterkerzen in eine neue Form zu übertragen.
Um die Idee umzusetzen, machte ich mich an die Arbeit. Zunächst mussten die Kerzen von überschüssigem Wachs und beschädigten Verzierungen befreit werden. Dies war notwendig, um die Farben der neuen Kerzen sauber zu halten. Danach wurden die Kerzen in Stücke geschnitten, eingeschmolzen und in neue Formen gegossen. Teile der alten Verzierung konnten wiederverwendet und mit neuen Trauersymbolen ergänzt werden. Das Ergebnis war nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend
Die fertigen Trauerkerzen wurden von Pastor Melchert gesegnet und den Angehörigen übergeben. „Es ist etwas ganz Besonderes, eine Kerze zu schenken, die so viel Geschichte und Bedeutung in sich trägt“, sagte Pastor Melchert. Die Resonanz war überwältigend – viele Gemeindemitglieder fühlten sich getröstet und geehrt, eine Kerze mit solcher Symbolkraft zu erhalten. Die Kombination aus altem und neuem Leben in einer Kerze, die Licht in dunklen Zeiten spendet, passt auch zu einem Zitat aus dem Johannesevangelium: „Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen“ (Johannes 1,5)